Zieglers auf Weltreise

Woche 33 - Kalgoorlie bis Alice Springs

30. November 2009 - 06. Dezember 2009

 

KalgoorlieMontag, 30.11.2009: Heute müssen wir also einiges erledigen. Wir fahren nach Kalgoorlie rein und sind von der Architektur der Stadt angetan - breite Strassen und tolle Steinhäuser in altem Stil. Es sieht ein bisschen so aus wie in einer Wild-West-Stadt. Wir fahren zuerst zu einem Reifenhändler, der unseren kaputten Reifen repariert. Wir sind erstaunt, dass wir Schläuche in den Reifen haben. Der Fachmann sagt uns, dass bei unseren Felgen mit Springringen nur Reifen mit einem Schlauch aufgezogen werden können. Unseren alten Schlauch hat es regelrecht zerfetzt. Der Reifen selber ist zum Glück noch in Ordnung. Wir kaufen noch zusätzlich einen Ersatzschlauch und fahren anschließend zum ersten Mechaniker an der BP-Tankstelle, um nach einem Ölwechsel zu fragen. Er verweist uns an einen Kollegen in der Stadt, da er zumindest am Vormittag keine Zeit hat. Wir fragen bei einem weiteren Mechaniker, doch auch er hat heute keine Zeit mehr. Bei einem Auto-Ersatzteilhändler mit dem Namen „Bloody Cheap Auto Parts“ kaufen wir einen Kompressor, um in der Wüste einen platten Reifen auch ohne fremde Hilfe wieder aufpumpen zu können. Der Händler vermittelt uns einen Termin zum Ölwechsel bei Mitsubishi Kalgoorlie um 13 Uhr. Wir gehen vorher noch einkaufen und fahren anschließend zu Mitsubishi. Dort warten wir eine halbe Stunde und schon ist unser Auto fertig. Als wir losfahren bemerken wir einen starken Lösungsmittelgeruch, der sich über die Klimaanlage im Auto ausbreitet. Wir sind beunruhigt – ist beim Ölwechsel etwas schief gelaufen? Wir fahren weiter zum Department for Indigenious Affairs, um uns eine Genehmigung für die anstehende Strecke nach Alice Springs einzuholen. Anschließend fahren wir zurück zum Campingplatz. Während Peter seinen Mittagschlaf macht, geht Katrin mit Carl wieder an den Swimmingpool. Christian mistet das Auto aus. Da uns geraten wurde 60 Liter Wasser mitzunehmen, müssen wir Platz schaffen. Ebenfalls haben wir noch eine 20 Liter - Reserve-Benzinkanister  gekauft, falls wir noch einmal - wie bereits im Outback im Northern Territory geschehen - auf eine „leere“ Tankstelle treffen sollten. Den Nachmittag verbringen wir auf dem Campingplatz. Am Abend gibt es 700g Porterhouse-Steak vom Grill mit Salat. Die Jungs essen frische Ravioli mit Käse.

 

Menzy RoadhouseDienstag, 01.12.2009: Wir stehen auf, frühstücken und packen zusammen. Um zehn Uhr fahren wir nochmals in die Stadt. Wir halten beim ersten Mechaniker, der gestern bereits sehr nett war, tanken voll und fragen ihn nach dem Lösungsmittelgeruch, der seit dem Ölwechsel aus unserem Motorraum kommt. Er nimmt sich Zeit, schaut sich unser Auto genau an und sagt, dass ess durchaus normal sei, wenn der Motor nach einem Ölwechsel noch gereinigt wird. Es sei jedoch wahrscheinlich etwas von dem Reinigungsmittel in unseren Wassertank geraten. Er bittet uns in seinen Werkstatt-Hof und spült uns unseren Reservewassertank mit 40 Liter Fassungsvermögen aus. Mit dem Spruch: „Gute Reise und geniesst Australien!“ werden wir verabschiedet. Wir bedanken uns mit zwei Dosen Bier für ihn uns seinen Kollegen. Vor allem Christian ist angesichts solch unkomplizierter Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft begeistert. Danach beginnt die eintönige Fahrt Richtung Laverton. Es liegen 360 km vor uns. In Menzies machen wir eine Mittagspause in einem lustigen Roadhouse, das Innen  und Aussen komplett mit Schildern versehen ist. Wir essen einen leckeren Burger, der auf unserer Rangliste nur noch durch den Burger im Archer River Roadhouse auf dem Weg ans Cape York übertroffen wird. Um halb fünf erreichen wir Laverton mitten im Outback. Wir essen in der Campkitchen und anschließend bringt Katrin die Jungs ins Bett. Es ist auch nach Sonnenuntergang noch sehr warm, aber nach dem kalten, verregneten Perth ist es genau das, was wir wollen.

 

KamelMittwoch, 02.12.2009: Die Nacht war sehr windig. Wir brechen früh auf. Nach einem Tankstopp beginnt auch schon kurz hinter Laverton die Offroadpiste, auf der wir die nächsten Tage verbringen werden. Wir fahren keine halbe Stunde, da ruft Katrin: „Kamele!!!“ Wir halten an und fotografieren das „Wüstenschiff“, das nur langsam davon trottet und irgendwann im Busch verschwindet. Die Fahrt durchs Outback geht weiter. Die Strasse wird gesäumt von Autowracks am Strassenrand. Wir schalten das Funkgerät ein, scannen 40 Kanäle, aber es ist niemand zu hören. Wir sind auf weiter Flur alleine. Wir wissen nun, warum uns geraten wurde, mindestens zwei Ersatzreifen und 60 Liter Wasser mitzunehmen. Mittags erreichen wir das Tjukayirla Roadhouse, wo wir zu Mittag essen. Die Zapfsäulen der Tankstelle befinden sich in Stahlkäfigen und es gibt nur Diesel und OPAL Benzin. OPAL ist ein Treibstoff der von BP entwickelt wurde und keine Aromate enthält und statt bleifreiem Benzin getankt werden kann. Die australische Regierung versucht so, das grosse Problem des Benzin-Schnüffelns, das vor allem unter den jungen Aborigines sehr verbreitet ist, einzudämmen. Nach dem Mittagessen geht es weiter durch das Outback zum Warburton Roadhouse. Dort wollen wir übernachten. Katrin kommt völlig entsetzt vom Toilettenhäuschen zurück, da im oberen Fenster eine „Red-Back-Spider“, eine der giftigsten (und unbehandelt tödlichen) Spinnen, sitzt. Christian sagt Katrin, dass die Spinnen nicht angriffslustig sind und sie darauf achten soll, dass kein Tierchen unter der Klobrille sitzt. So überwindet sich Katrin und geht erneut los. Sie kommt lebend zurück. Wir bemerken, dass wir wieder einen platten Reifen haben. Diesmal hinten rechts. Christian macht sich erneut an den Reifenwechsel. Wir essen zu Abend und gehen anschließend alle ins Bett, da wir wieder früh los wollen. Es warten erneut 560 Kilometer bis Yulara auf uns.

 

Great Central RoadDonnerstag, 03.12.2009 In der Nacht stürmt es furchtbar, so dass wir alle – ausser Carl – um ein Uhr aufwachen. Der Wind ist ohrenbetäubend und rüttelt an unserem Zelt. Wir befürchten fast, weggeweht zu werden. Doch wir schlafen alle nochmals ein. Um fünf Uhr wacht Christian aufgrund des Sturms erneut auf. Er steht auf, macht Frühstück und bereitet alles vor, damit wir früh loskommen. Um halb acht sind wir auf der Piste. Am Wegesrand sehen wir wieder viele Kamele (für Schlaumeier: Dromedare). Sogar eine Karawane mit 15 Tieren flüchtet vor unserem Auto. Wir passieren die Grenze zu Northern Territory und müssen die Uhr wieder um eineinhalb Stunden vorstellen. In Warakurna machen wir Mittagspause. Die folgende Geschichte ist vor allem Maggie und Basti gewidmet: Christian tankt voll und fragt nach einem Mechaniker, wegen des platten Reifens. Wir haben zwar noch einen Ersatzreifen, aber die Besitzerin des Roadhouses sagt, dass die Strasse zur Zeit in keinem guten Zustand sei. Pro Tag gäbe es einen platten Reifen auf der Strecke. Bei fünf Autos, die hier pro Tag durchkommen ist das immerhin eine 20%-ige Wahrscheinlichkeit für uns. Hinter dem Roadhouse ist die Werkstatt von Simon und Jerry. Jerry wechselt uns den kaputten Schlauch von unserem Rad. Wir haben uns einen Nagel eingefahren. Jerry entfernt den Nagel. Im Mantel spürt man jedoch noch eine Verhärtung, was für einen Nagelrest spricht, der aber weder von aussen noch von innen entfernt werden kann. Selbst mit unserem Reifenreparaturset von ARB können wir den Rest nicht entfernen. Jerry zerschneidet den alten Schlauch, faltet ihn mehrfach und klebt ihn von innen in unseren Mantel. Aus der letzten Ecke seiner Werkstatt holt Jerry eine Dose mit wohlbekanntem rotem Emblem und der Aufschrift WÜRTH SPÜHKLEBER. Wir können es kaum fassen. „That is really great stuff!“ sagt Simon, der Chef der Werkstatt. Eine Stunde später sind wir wieder auf der Piste. Peter schläft ein und Carl schaut einen Dinofilm. Die Strasse wird schlechter. Wellblechpiste wechselt sich ab mit Tiefsandpassagen und erfordert eine hohe Konzentration. Nach vier Stunden Fahrt tauchen die Kata Tjuta (die Olgas) am Horizont auf. In der Abendsonne zeigen sich diese beeindruckenden Steinformationen von ihrer besten Seite. Wir befürchten jedoch, dass der Campingplatz um sechs Uhr schliesst. Aus diesem Grund brausen wir ins 50 km entfernte Yulara. Unterwegs wird noch ein kurzer Fotostopp am Uluru – dem Ayers Rock - eingelegt. So viel Zeit muss sein. Abends gibt es Nudeln mit Schinken-Sahne-Sosse. Katrin schläft mit den Jungs ein und Christian skypt noch mit Ellen.

 

UluruFreitag, 04.12.2009: Den Vormittag verbringen wir auf dem Campingplatz. Christian geht mit den Jungs auf den Spielplatz und in den Swimmingpool während Katrin die Internetseite aktualisiert. Peters Mittagschlaf findet heute nicht statt. Die Zeitverschiebung macht uns einen Strich durch die Rechnung und ausserdem ist es viel zu heiss zum Schlafen. Gegen vier Uhr brechen wir auf Richtung Nationalpark. Wir umrunden den Uluru mit dem Auto. Der Berg ist beeindruckend. Durch das Sonne-Wolken-Schatten-Spiel müssen wir alle paar Meter anhalten und finden eine neue schöne Perspektive zum Fotografieren. Wir machen eine kurze Wanderung auf dem Kuniya Weg. Dann fahren wir zum Sonnenuntergangsausichtspunkt. Hier macht Christian bei ständig wechselnden Farben ebenfalls alle fünf Minuten ein neues Bild vom Berg. Kurz nach halb acht ist die Sonne untergegangen. Wir fahren zurück zum Campingplatz. Es gibt Bratkartoffeln mit Speck. Katrin bringt die Jungs ins Bett. Anschließend sitzen wir noch bis zwei Uhr nachts am Computer und nutzen die Internetverbindung. Nicht weit entfernt heulen die Dingos bei Vollmond, so dass wir Gänsehaut bekommen.

 

KataTjutaSamstag, 05.12.2009: Wir merken den fehlenden Schlaf, aber es ist bereits morgens zu heiss, um noch länger im  Zelt zu bleiben. Wir stehen auf, frühstücken und unterhalten uns mit den deutschen Nachbarn, die bereits zum zwölften Mal in Australien sind. Sie sind enttäuscht über die Entwicklung des Uluru-Kata Tjuta Nationalparks. Früher war es viel ursprünglicher. Heute ist alles auf den Massen- und Pauschaltourismus ausgerichtet. Die Wege sind ausgeschildert, alles ist abgegrenzt – die perfekte Organisation der heiligen Felsen. Uns ist das auch aufgefallen und hat uns überrascht. Das kannten wir bisher nur aus den USA. Christian nimmt noch einmal den Reifen hinten rechts ab, da das Auto dort am Vortag ein schleifendes Geräusch beim Fahren von sich gab. Es zeigt sich ein verbogenes Blech an der Scheibenbremse, das er zurechtbiegt. Danach ist das Problem behoben. Um die Mittagszeit brechen wir auf zu den Kata Tjuta, den Olgas. Hier machen wir eine Wanderung in die Walpa Gorge Schlucht. Am Ende der Schlucht treffen wir zwei nette Berliner mit denen wir plaudern und gemeinsam zurück zum Parkplatz laufen. Die zwei bereisen in sieben Wochen Neuseeland und Australien. Wir fahren zurück Richtung Campingplatz, gehen vorher aber noch in Yulara Lebensmittel einkaufen. Christian geht mit Carl und Peter auf den Spielplatz, während Katrin das Abendessen macht. Wir haben nach langer Zeit mal wieder das Pech, dass sich neben uns eine Bus-Reisegruppe mit lärmenden, jungen Leuten breit macht. Aus ist es mit der idyllischen Ruhe. Aus schlechten Lautsprechern ertönt laute Musik, bis um halb elf der Wachdienst kommt und zur Ruhe mahnt.

 

Mount ConnorSonntag, 06.12.2009 Nachdem die Jungs am Vorabend fleissig ihre Stiefel geputzt haben, ist die Spannung am nächsten Morgen gross. Und tatsächlich  - die Stiefel sind gefüllt mit Nüssen und Orangen. Neben Carls Schuhen liegt ausserdem noch die Ice Age 3 DVD und Peter freut sich über die Weihnachtsgeschichte als Bilderbuch. Carl kann es kaum erwarten bis wir endlich losfahren, damit er den neuen Film anschauen kann. Unsere Jungs knabbern jede Menge Erdnüsse zum Frühstück. Wir haben geplant, heute in den Kings Canyon zu fahren. Doch auf der Fahrt fängt Peter plötzlich an zu weinen. Katrin kann ihn während dem Fahren nicht beruhigen, er will in die Arme genommen werden. Wir halten an. Peter beruhigt sich, atmet aber schwer, als wäre er heiser. Uns fällt auch auf, dass sein Gesicht leicht verschwollen aussieht. Er hat wahrscheinlich eine Allergie auf Erdnüsse. Wir verabreichen ihm ein Antihistaminikum und haben auch das Cortison griffbereit. Wir entschliessen uns kurzfristig, nicht in den Canyon sondern direkt nach Alice Springs zu fahren, da dort eine vernünftige medizinische Versorgung gewährleistet wäre. Es liegen noch 300 km vor uns, doch wir kommen gut voran. Peter scheint es wieder gut zu gehen. Am Nachmittag erreichen wir Alice Springs. Der McDonnel Range Campingplatz gefällt uns gut. Wir haben einen ruhigen Platz, es hat Internet, eine Hüpfburg und einen Swimmingpool. Am Abend fahren wir noch in die Stadt, da hier laut Reiseführer ein Weihnachtsmarkt stattfinden soll. Leider ist es nur ein Adventssingen, auf das wir nicht wirklich Lust haben. Wir fahren auf den Anzak Hill und geniessen den Sonnenuntergang. Am Abend sind wir mit Weihnachtsgeschenkvorbereitungen beschäftigt. Mehr verraten wir an dieser Stelle nicht.

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