Zieglers auf Weltreise

Woche 25 - Lawn Hill NP bis Kakadu NP

05. Oktober 2009 - 11. Oktober 2009

 

Abendstimmung im Lawn Hill NPMontag, 05.10.2009: Heute liegen über 500 Kilometer Strecke vor uns. Wir wollen bis in den Lawn Hill National Park fahren. Der liegt zwar etwas Abseits der Strecke, ist aber wohl wunderschön – eine uralte Oase mit einem Fluss, in dem man baden kann. Nach 280 Kilometer Richtung Süden über Normanton machen wir um die Mittagszeit mal wieder Rast in einem Roadhouse. Dann geht es 150 Kilometer weiter auf geteerter Strasse Richtung Westen. Ab Gregory Downs ist jedoch Schluss mit Asphalt. Die letzten 80 Kilometer kämpfen wir uns über Wellblech-, Schotter und Sandpisten bis wir auf dem Lawn Hill Nationalpark Campingplatz ankommen. Und die lange Fahrt hat sich gelohnt. Der Fluss liegt schaurig schön grün zwischen Palmenhängen und die Jungs können es kaum erwarten hineinzuspringen – was wir auch so schnell wir möglich tun. Während Katrin anschließend mit den Jungs spielt, baut Christian flugs das Zelt auf und kocht leckere Käsenudeln für die Kinder und Knoblauchnudeln für uns.

 

Lawn Hill NPDienstag, 06.10.2009: Heute wollen wir den Park erkunden. Nach dem Frühstück kommt jedoch zuerst die Australierin vorbeigelaufen, die in Karumba mit uns an dem ersten Campingplatz so böse abgeblitzt ist. Wir plaudern ein bisschen und Jacky erklärt sich gerne bereit, uns vom zehn Kilometer entfernten Adels Grove Miet-Paddel für die Kanuboote mitzubringen, damit auch wir heute Nachmittag noch eine Tour auf dem Fluss machen können. Aber erst einmal starten wir unsere Wanderung flussabwärts. Durch sengende Hitze aber schöne Landschaft wandern wir an einem riesigen Tuffsteinblock entlang. An einer Stelle gibt es Aboriginal-Malereien, die zu photographieren jedoch ausdrücklich verboten ist. Wir laufen weiter zur Lower Gorge – hier können wir laut Broschüre vielleicht Süsswasserkrokodile beim Sonnenbad beobachten. Und wir haben Glück – Christian entdeckt nach einer Weile ein Krokodil im Wasser, das sich gemächlich treiben lässt. Wir sind fasziniert. Dieses unheimliche Geschöpf in freier Wildbahn zu beobachten hat einen besonderen Reiz. Nach einer ausgedehnten Pause geht es wieder zurück Richtung Campingplatz. Aber wir machen noch einen kleinen Umweg zu den Kaskaden. Dort kühlen wir uns kurz im Flüsschen ab bevor wir zum Mittagessen wieder „zu Hause“ sind. Peter macht seinen Mittagschlaf, Carl hört eine iPod Geschichte, Katrin liest und Christian liest im Handbuch nach, wie ein Reifenwechsel zu bewerkstelligen ist. Er überprüft das vorhandene Werkzeug und ist sich dann sicher, mit der seiner Meinung nach anstehenden Reifenpanne zurecht zu kommen. Um vier müssen wir Peter wecken, damit wir rechzeitig zum Paddeln kommen, denn Jacky muss die Paddel abends auch wieder zurück fahren. Die Kanufahrt ist grossartig. Katrin schmerzt zwar bald der Nacken und der Rücken, da sie zusätzlich zum Paddeln Peter auf dem Rücken trägt. Aber auf dem Fluss durch die Schlucht zu den kleinen Wasserfällen zu fahren, belohnt diese Anstrengung um ein Vielfaches. Der Lawn Hill National Park gefällt uns sehr gut und wir sind froh hier einen Zwischenstopp eingelegt zu haben.

 

Northern TerritoryMittwoch, 07.10.2009: Wir fahren heute weiter. Die ersten 100 Kilometer geht es über eine offroad Piste durch Flüsse und jede Menge Gatter nach Doomadgee. Hier wollen wir Richard Trotter einen kurzen Besuch abstatten. Er ist der Polizist, dem wir in Cairns unsere Dachbox verkauft haben. Wir fahren eine Weile durch das gespenstige, heruntergekommene Aboriginal Dorf bis wir ihn finden. Aber dann bekommen wir wie versprochen die Polizeiabzeichen von Queensland und machen uns auf die Weiterreise. Auf der unbefestigten Wellblechpiste mit zum Teil tiefen Sandpassagen kommen wir leider nicht so schnell voran wie gedacht. Unser eigentliches Ziel Borroloola, wieder ein Aboriginal Dorf, aber der nächst gelegene Campingplatz, werden wir nicht schaffen. Wir wollen auf keinen Fall nach Einbruch der Dunkelheit fahren. Hier springen nicht nur Kangurus mit Vorliebe vor heranbrausende Autos, wir haben heute auch schon Wildschweine, Emus und Wildpferde vor unserer Kühlerhaube gehabt. Kurz vor dem Garawa Aboriginal Land machen wir neben der Strasse Halt und campen kurzerhand wild im Outback. Wir haben inzwischen übrigens den Staat Queensland verlassen und befinden uns jetzt in der Region Northern Territory.

 

Daly Waters PubDonnerstag, 08.10.2009: Nach einer wunderbar stillen Nacht unter funkelndem Sternenhimmel und einem wunderschönen Sonnenaufgang geht die Fahrt nach dem Frühstück weiter. Heute wollen wir bis Daly Waters kommen, einem legendären Roadhouse mitten im Outback des Northern Territory. Zur Mittagszeit halten wir in Cape Crawford – und erstarren, als wir an der Dieselzapfsäule lesen „Sorry, no Diesel!“. Wir müssen dringend tanken und unglücklicherweise haben wir die Tankstelle vor 110 Kilometern links liegen lassen. Daly Waters ist aber noch 270 Kilometer entfernt, dafür reicht unser Sprit nicht mehr. Allerdings soll der Tanklaster noch heute kommen – nur wann ist nicht gewiss. Als nach dem Mittagessen immer noch kein Diesellaster in Sicht ist, bietet uns die Tankstellenbesitzerin ihre privaten 20 Liter Diesel zum Verkauf. Nach unserer Schätzung müsste uns das mit dem noch vorhandenen Sprit im Tank exakt bis Daly Waters reichen. Aber wirklich sicher ist unsere Rechnung nicht. Katrin fasst sich ein Herz und fragt in die Runde der Päuschen machenden Trucker und Bootfahrer, ob uns nicht noch jemand mit ein paar Litern Diesel aushelfen könnte. Uns siehe da – ein Baufahrzeugvermieter hat zufällig auf seinem Spezialtruck einen 1000 Liter Dieseltank, von dem er uns gerne ein paar Liter abzapft. Erleichtert und begeistert von den Outback-Australiern setzen wir unsere Reise fort und kommen wie geplant gegen Abend am Daly Waters Pub an. Von der Kneipe sind wir sofort alle vier begeistert. Man könnte meinen, die ganze Welt hat sich dort verewigt, so viele Bilder, Ausweise, Unterhosen, Büstenhalter, T-Shirts, Schilder und sonstiger Kruscht hängen an den Wänden und von der Decke.  Und auch der angrenzende Biergarten ist fantastisch gestaltet. Wahre Kunstobjekte findet man dort. Aber auch an eine kleine Kinderspielecke wurde gedacht. Auf dem angrenzenden Campingplatz gibt es sogar Strom und als wir dann auch noch den kleinen Pool entdecken, wähnen wir uns im Outback-Kult-Paradies. Tatsächlich gibt es auch eine Telefonzelle und wir bekommen eine Verbindung zu Bastis Handy – aber leider geht nur der Anrufbeantworter dran. Dafür kann sich Basti jetzt unsere Glückwünsche zu seinem Geburtstag immer wieder anhören: „Happy Birthday, Basti!!!“.  Christian nutzt die Zeit, in der Katrin die Kinder ins Bett bringt, für einen weiteren Pub-Besuch und plaudert dort mit den zwei ausgewanderten Schweizer Motorradfahren, die wir bereits in Cape Crawford getroffen haben. Die Jungs haben etliche Tipps, was wir in Australien und Neuseeland noch alles sehen müssen. Kleine Anmerkung: Uns bleiben noch 191 Tage...

 

Edith FallsFreitag, 09.10.2009: Am Morgen versammeln sich hunderte von Loris, eine australische Papageienart, in den Bäumen auf dem Campingplatz. Ein paar von ihnen belagern unseren Wasserhahn. Wir packen unsere Sachen und gehen im Pub frühstücken. Wir verabreden uns locker mit den Schweizer Bikern an den Thermalquellen in Mataranka zum Baden. Nach 150 km erreichen wir Mataranka. Mitten im Dschungel befinden sich unter Palmen, die von Flughundkolonien belagert werden, heisse Quellen und wir baden in 35°C warmem Wasser. Hier leben bis zu 250.000 Flughunde. Dementsprechend streng riecht es hier. Wir treffen die Schweizer wieder und werden nach dem Mittagessen von Martin, der mittlerweile mit seiner Familie in Singapore lebt, auf unserem Zwischenstopp dort im März 2010 zum Abendessen eingeladen. Anschließend  geht es für uns weiter Richtung Nordwesten. In Katherine, der drittgrössten Stadt im Northern Territory gehen wir kurz einkaufen und fahren dann weiter zu den Edith Falls im Nitmiluk NP. Hier finden wir einen netten Campingplatz in der Nähe der Wasserfälle. Nach dem Zeltaufbau gehen wir an den See. Es ist traumhaft. Die Sonne lässt die umliegenden Felsen rot erglühen und wir geniessen das erfrischende Bad. Zurück am Campingplatz gibt es Würstchen für unsere Jungs und Känguru-Steak für uns.

 

Upper Pool Nitmiluk NPSamstag, 10.10.2009: Nach dem Frühstück machen wir eine Wanderung zum „Upper Pool“, einer traumhaften Badestelle, die ebenfalls von einem Wasserfall gespeist wird. Dort gehen wir baden und geniessen die Abkühlung. Um die Mittagszeit laufen wir zurück zum Auto. Die Fahrt geht weiter nach Norden. In Pine Creek tanken wir und essen mal wieder einen Burger zum Mittagessen. Anschließend macht Peter im Auto einen Mittagsschlaf und wir fahren in den Kakadu Nationalpark. Von den Schweizer Bikern wurde uns empfohlen nach Yellow Waters zu fahren. Dort hat es einen Campingplatz und wir buchen für den nächsten Tag die morgendliche Bootstour in die Wetlands auf dem Yellow Waters Billabong und dem East Alligator River. Anschließend fahren wir noch ins nahe gelegene Aborigenie Museum. Die Ausstellung erklärt das urspünglich sehr naturverbundene Leben der Aborigines und ihr Verständnis von der Entstehung der Welt.  Wir sind sehr beeindruckt aber auch erschüttert angesichts des schleichenden Verlustes dieser Kultur und der Gräueltaten, die diesem uralten Volk in den letzten 200 Jahren angetan wurden. Das Museum schliesst um fünf und wir machen noch eine kurze Wanderung durch die Sumpfgebiete. Noch immer ist es sehr warm und es kühlt zum ersten Mal nachts nicht ab.

 

LeistenkrokodilSonntag, 11.10.2009: Am Vorabend haben wir alles für den heutigen Ausflug vorbreitet und so sind wir pünktlich um 6:25 Uhr vor dem Campingplatz, wo wir von einem Bus abgeholt werden. Nach einer kurzen Fahrt erreichen wir die Bootsanlegestelle. Es liegt noch Nebel über der Sumpflandschaft und die aufgehende Sonne färbt die Landschaft orange. Hunderte von Vögeln sitzen am Ufer oder fliegen in Formation am stahlblauen Himmel. Der Ranger, der uns begleitet, berichtet, dass diese Region die grösste Vogelbrutregion der Südhalbkugel ist. Kurz nach dem Ablegen sehen wir das erste Salzwasserkrokodil. Die Krokodile sind die Boote gewöhnt und lassen sich deshalb von deren Nähe nicht stören. So können wir fantastisch nah an diese unglaublichen Tiere heran kommen und die Faszination ist gross. Die Fahrt geht weiter und wir lernen einiges über die hiesige Flora und Fauna, z.B. dass die Krokodile ihre Färbung verändern, je nachdem wie lange sie sich schon im Süsswasser aufhalten. Wir sehen australische Störche, Eisvögel, Seeadler und jede Menge Krokodile. Nach zwei Stunden Bootstour fahren wir zurück zum Campingplatz. Hier geniessen wir ein leckeres Frühstücksbuffet in der angeschlossenen Lodge. Gegen zehn Uhr haben wir alles zusammen gepackt und fahren weiter Richtung Norden. Wir haben von verschiedenen Leuten gehört, dass die bekannten Jim Jim Falls und auch die nahe gelegenen Twin Falls jetzt am Ende der Trockenzeit so gut wie kein Wasser führen. Aus diesem Grund entschliessen wir uns, dort nicht hinzufahren. Wir wollen zu den Ubirr Rocks. Dort seien beeindruckende Aborigines Felsmalereien zu sehen. Auf dem Weg dorthin machen wir einen Zwischenstopp an den Nourlangie Felsen, auch dort gibt es Aborigine Felsmalereien, die man auf einer kurzen Wanderung besichtigen kann. Längere Wanderungen wären für uns bei der Hitze auch nicht möglich. Glücklicherweise kommen die Kinder mit den hohen Temperaturen und der enormen Luftfeuchtigkeit gut zurecht. Und so sehen wir uralte (teilweise 8.000 Jahre alte) beeindruckende Felszeichnungen und wandern und klettern durch tolle Landschaften. Eigentlich wollen wir eine weitere Nacht im Kakadu NP verbringen, aber die Hitze lässt uns umentscheiden. Nachdem wir die Gegend und die Felsmalereien um den Ubirr Rock erkundet und den beeindruckenden Weitblick über die Sumpflandschaft genossen haben, verlassen wir den Kakadu NP und fahren nach Darwin. Dort kommen wir spät am Abend an und schlafen bald alle müde und erschöpft aber erfüllt von diesem ereignisreichen Tag in unserem Dachzelt ein.

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