Zieglers auf Weltreise

Woche 10 - Mendocino bis Fresno

21. Juni 2009 - 27. Juni 2009

 

MendocinoSonntag, 21.06.2009: Das Wetter ist endlich wieder gut, die Sonne scheint. Es weht ein frischer Wind vom Ozean. Die Jungs müssen dringend duschen. Für Carl ist das kein Problem, er geht gerne mit Papa duschen. Peter darf mit Mama unter die Dusche, findet das aber gar nicht toll und brüllt was das Zeug hält. Zum Glück ist alles wieder gut, als kein Wasser mehr von oben kommt. Um die Mittagszeit fahren wir ein paar Meilen bis Mendocino, dem berühmten Küstenort direkt an der rauen Steilküste des Pazifiks. Wir schlendern durch den Ort, der einen liebevoll gestalteten, sehr gepflegten Eindruck macht. Immer wieder sehen wir „Alt-Hippies“, die sich hier offensichtlich auch sehr wohl fühlen. Im Reiseführer steht übrigens, dass sich die Wälder in der Umgebung hervorragend zum Marihuana Anbau eignen. Wir essen im Mendocino Cafe zu Mittag. Es schmeckt ausgezeichnet. Satt und zufrieden gehen wir noch in eine Eisdiele, um für Carl eine Kugel Schokoeis zu kaufen. Danach geht die Fahrt weiter auf dem Highway No. 1 Richtung Süden. Immer wieder laden Ausblicke auf die schroffe Pazifikküste zu Fotopausen ein. Bei einem dieser Fotostopps passiert es dann. Ein Pick-Up, der mit hoher Geschwindigkeit von hinten angerast kommt, touchiert unseren Aussenspiegel. Es fliegen Glassplitter und Plastikteile in hohem Bogen über die Fahrbahn. Auch sein Aussenspiegel ist hinüber. Katrin reagiert geistesgegenwärtig und telefoniert sofort mit unserer Autovermietung. Es werden Adressen getauscht und Formalitäten erledigt. Nach einer Stunde ist soweit alles geregelt. Es ist Sonntag, so dass wir unser Auto frühestens morgen reparieren lassen können. Ohne Rückspiegel ist so ein Riesenschiff aber nicht sicher zu fahren. Wir bauen kurzerhand den Aussenspiegel der Beifahrerseite auseinander und kleben einen Teil des Rückspiegels auf der Fahrerseite mit Klebeband wieder fest. McGyver wäre begeistert. Wir haben genug von kurvenreichen engen Küstenstrassen und fahren zurück auf den Highway 101. 50 Meilen nördlich von San  Francisco finden wir am Abend einen Campingplatz mit Spielplatz, Swimmingpool und Streichelzoo. Carl ist auf der Fahrt dorthin eingeschlafen. Christian und Peter gehen noch auf den Spielplatz, während Katrin das Abendessen zubereitet. Es ist wieder Mitternacht bis wir ins Bett kommen.

 

MadelineMontag, 22.06.2009 Wir haben alle bis halb zehn geschlafen. Katrin versucht, unsere Autovermietung zu erreichen, während Christian mit den Jungs auf den Spielplatz geht. Um halb zwölf sind wir startklar. Die Autovermietung ruft jedoch nicht zurück, so dass wir immer noch nicht wissen, wo wir den Camper reparieren lassen sollen. Christian geht mit den Jungs noch zum Streichelzoo am Campingplatz. Dann geht alles ganz schnell. Wir sollen nach San Francisco fahren und dort das Auto reparieren lassen. Wir werden in einer Stunde dort erwartet. Wir schaffen es rechtzeitig zur Vermietstation, wo vor zwei Monaten unsere Reise begann. Innerhalb einer halben Stunde ist unser Aussenspiegel repariert. Katrin ruft zwischenzeitlich Madeline an. Vor 17 Jahren war Madeline Katrins amerikanische Gastmutter als Katrin in Chester (im Norden von Kalifornien) ein Jahr auf die High School ging. Aber Madeline geht nicht ans Telefon. Wir gehen bei McDonalds Mittagessen. Katrin versucht es erneut bei Madeline, aber wir hören nichts von Ihr. Katrin ist besorgt, da es ihr bei unserem letzen Anruf nicht gut ging und die achte Chemotherapie ansteht. Kurz entschlossen geben wir ihre Adresse ins Navi ein und fahren hin. Es ist niemand zu Hause. Katrin fragt noch eine Nachbarin nach Madeline, da fährt sie mit einem Nachbarn im Auto vor. Die Freude ist gross. Wir werden sofort ins Haus gebeten und die Jungs bekommen erst mal jede Menge Teddybären die singen und blinken geschenkt. Peters Augen leuchten. Als Madeline einen Bären, der "Happy Birthday" trällert, hervorzaubert, strahlt er bis über beide Ohren. Trotz mehrfacher Chemotherapie und ihren 84 Jahren sieht Madeline nicht krank aus und macht körperlich und geistig einen guten Eindruck. Und ihr Humor ist ganz der alte und beeindruckt auch Christian sehr. Ein Beispiel: Sie zeigt uns ein orange-farbenes T-Shirt mit dem Aufdruck „Eigentum des Nevada-Staatsgefängnisses“, welches sie immer trägt, wenn sie im Krankenhaus ist. Das bringt andere Patienten natürlich zum Schmunzeln. Und wenn sie gefragt wird, was sie den verbrochen hätte, antwortet sie: „Ich bin eine Prostituierte, oder was denkst Du denn, bei DIESEM Körper...“ Am Nachmittag fahren wir noch mit ihrem Ford Explorer Geländewagen – Christian hätte lieber den weissen 1978er Ford Mustang, der in der Garage stand, gefahren -  in einen Park um die Ecke. Willow, ihr Hund und unsere zwei Jungs brauchen Auslauf. Hier gibt es einen Spielplatz und die Jungs toben herum, während Katrin und Madeline beim Spazieren Zeit haben über alte Zeiten zu reden. Auf dem Rückweg holen wir noch eine Pizza, die wir bei Madeline zu Hause essen. Gegen acht brechen wir auf. Madeline bietet uns mehrfach an bei ihr zu übernachten, doch wegen der anstehenden Chemotherapie am Freitag und Christians Katzenallergie (Madeline hat auch eine Katze) entscheiden wir uns für den nahe gelegenen RV-Platz. Peter schläft bereits auf der Fahrt ein. Katrin und Carl folgen eine halbe Stunde später.

 

BärDienstag, 23.06.2009: Am frühen Nachmittag verlassen wir nach einem erneuten Grosseinkauf San Francisco Richtung Osten. Auf der Fahrt Richtung Yosemite Nationalpark liegt auf dem Highway plötzlich ein Metallteil dem Christian nicht mehr ausweichen kann. Wir hören einen gewaltigen Schlag. Beim nächsten Stopp sehen wir, dass uns dieses Teil ein Stück der Verkleidung am Türrahmen unter der hinteren Seitentür zerfetzt hat - direkt hinter dem Gastank. Es hätte schlimmer kommen können. Am Abend erreichen wir nach 320 km den Yosemite Nationalpark. Wir fahren keine zehn Minuten im Park, da ruft Katrin, „Bär!". Wir parken unser Wohnmobil und laufen über die Strasse. Und tatsächlich steht auf einer Lichtung im höheren Grass unser erster Bär. Wir sind völlig allein und holen die Kinder aus dem Auto. Nach einiger Zeit taucht aus dem Dickicht noch ein zweiter, wesentlich grösserer Bär auf. Mittlerweile gesellen sich immer mehr Leute zu uns und es kommt zu einem Verkehrschaos, so dass ein Parkranger den Verkehr regeln muss. Von ihm erfahren wir, dass es sich um Schwarzbären handelt. Wir fahren weiter. Alle Campingplätze im Yosemite Valley sind belegt. Wir entscheiden uns, aus dem Park herauszufahren und finden sechs Meilen südwestlich einen netten Campingplatz am Merced River. Morgen wollen wir früh wieder in den Park, um einen der begehrten Stellplätze zu bekommen.

 

Pirat CarlMittwoch, 24.06.2009: Wir brechen früh auf ins Yosemite Valley. Doch auch jetzt sind die Campingplätze dort wieder belegt. Man sagt uns, dass in Crane Flat im oberen Teil des Parks noch Pätze frei sind. Wir fahren die 16 Meilen und bekommen den schönsten Stellplatz, den wir bisher hatten - direkt neben der Lichtung, auf der wir gestern die Bären gesehen haben. Die Felsen auf unserem Stellplatz werden von Carl und Peter direkt als „Piratenschiff“ entdeckt. Und als Christian mit Ästen und unserer Plane Carl noch eine Höhle baut, ist der Abenteuerspielplatz perfekt. Wir essen hier zu Mittag, Peter macht Mittagschlaf und Carl spielt draussen, während wir uns sonnen. Um drei Uhr wacht Peter auf und wir fahren erneut ins Yosemite Valley. Dort machen wir eine kurze Wanderung zum Bridalveil Wasserfall. Je nach Windrichtung wird man dort richtig nass. Den Jungs und uns macht es Spass. Katrin war bereits vor 17 Jahren hier und erinnert sich gut daran. Danach fahren wir zurück zum Campingplatz. Die Jungs tollen auf dem riesigen Gelände herum und sind immer mal wieder hinter Felsen verschwunden. Uns ist es etwas mulmig, da der Parkranger extra darauf hingewiesen hat, die Kinder nie unbeaufsichtigt zu lassen. Aber bei dem Gejohle der beiden traut sich kein Bär in unsere Nähe. Zum Abendessen gibt es mal wieder Lachs vom Grill, den wir aus dem hohen Norden mitgebracht haben. Dazu gibt es Griechischen Salat für die Grossen und Kartoffelbrei für die Kleinen. Katrin und die Kinder schlafen um halb zehn ein. Christian sitzt noch am Lagerfeuer und geniesst den Sternenhimmel.

 

El CapitainDonnerstag, 25.06.2009: Um acht wachen unsere Jungs auf und können es kaum erwarten, wieder draussen zu spielen. Wir fahren mittags ins Yosemite Tal und machen an einem schönen Strand am Merced River einen Badestopp. Der Strand liegt am Fusse von El Capitan. Dieser Fels ist eine Herausforderung für die Kletterelite der Welt. Fast senkrecht erhebt sich der Granitblock vor uns und wir entdecken in der Wand tatsächlich drei Bergsteiger, die wir einige Zeit beobachten. Das Wasser ist eiskalt, doch unsere Jungs sind nicht zu stoppen. Die Sonne brennt und auch Katrin und Christian wagen sich kurz ins Wasser. Am Nachmittag fahren wir weiter und wollen noch zu den „Lower Falls“ laufen. Es hat jedoch jede Menge Mücken, die vor allem Christian fast auffressen. Und da die Wasserfälle bereits im Schatten liegen, ändern wir unser Programm und besichtigen noch ein Indianerdorf. Danach geht es zurück zum Campingplatz. Nach dem Abendessen ist Schlafenszeit für die Jungs. Christian und Katrin sitzen noch am Lagerfeuer und besprechen die Planung der nächsten Tage. Nachdem es kühler wird bastelt Katrin noch an unserer Internetseite. Um Mitternacht gehen auch wir ins Bett.

 

Yosemite ValleyFreitag, 26.06.2009: Heute heisst es Abschied nehmen von unserem tollen Campingplatz. Carl und Peter erobern am Vormittag nochmals jeden Fels in der nahen Umgebung bevor wir um halb zwölf aufbrechen. Wir steuern  noch einen Aussichtspunkt an, von dem man einen schönen Blick auf das Yosemite Valley hat. Es steht wieder ein Einkauf an und wir sehnen uns nach einer Dusche. Ersteres erledigen wir in Oakhurst. Dann geht es weiter bis Coarsgold, nicht weit von Fresno. Hier finden wir einen schönen Campingplatz mit Duschen, Internet, Swimmingpool und Waschmaschinen. Genau das Richtige für uns, nach drei Tagen „Wildnis“.

 

CoarsgoldSamstag, 27.06.2009: Da wir einiges online zu erledigen haben, entschliessen wir uns kurzfristig, noch einen Tag länger hier zu bleiben. Wir buchen uns ein Hotel und ein Auto für die letzten Tage in Los Angeles. Weiterhin sind wir nach wie vor noch auf der Suche nach einem Apartment in Brisbane für die erste Woche im August. Auf kangaroopoint.com finden wir, was wir suchen. Mit einem Auto für Australien haben wir noch nicht so viel Glück. Wir werden den Autokauf wohl doch erst vor Ort in Brisbane tätigen.  Unseren ursprünglichen Plan, noch nach San Diego zu fahren,  verwerfen wir und entscheiden uns für einen Abstecher in den Kings Canyon und den Sequoia Nationalpark. Den Nachmittag verbringen wir am Swimmingpool, mit Memory spielen und malen. Der verlängerte Zwischenstopp tut uns allen gut.

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